von Alex van Warmerdam
Zusammenfassung
Zwei Familien leben miteinander auf Kriegsfuß. Eines Tages nimmt der Sohn der einen Familie – gegen den Willen seines Vaters – Kontakt zur Tochter der anderen Familie auf und setzt damit eine Reihe verhängnisvoller Entwicklungen in Gang. Eigentlich hätten die beiden Kinder eine Chance auf Freundschaft, vielleicht sogar Liebe. Wäre da nicht der Umstand, dass die beiden Familien die letzten »weißen« Familien auf der Welt sind. Pragmatismus, Überlegenheitsfantasien und Vorurteile gegenüber ihren Mitmenschen bringen die verfeindeten Familien einander wieder näher. Um den Fortbestand der eigenen Rasse zu retten, gibt es nur eine Möglichkeit: Die Kinder der beiden Familien müssen Nachkommen zeugen.
Das Stück spielt mit ethnischen Spannungen, offenem Rassismus, dem Gefühl der Überlegenheit der weißen Rasse und vielen anderen Themen, die ein Gefühl des Unbehagens verursachen.
Die Redaktion zu ihrer Auswahl:
Alex van Warmerdam schrieb Am Kanal nach links 2011 mit vorausschauendem Blick. Das Stück spielt in ferner Zukunft, erscheint aber – nach der aktuellen Wahl von Donald Trump – aktueller denn je. Am Kanal nach links beschreibt eine Gesellschaft im Verfall, die von Rumänen, Pakistanis und Chinesen übernommen wurde. Es gibt nur noch zwei weiße Familien. Sie sind Nachbarn, leben jedoch aufgrund einer alten Fehde, deren Einzelheiten im Dunkeln bleiben, im Zwist. Aber auch innerhalb der Familien herrscht keineswegs »Friede, Freude, Eierkuchen«.
Alex van Warmerdam verteidigt seine Figuren leidenschaftlich und lässt so die Gefahr subtil einschleichen. Lange fühlt man mit ihnen – bis einem plötzlich schlagartig bewusst wird, dass alles im Zeichen von Egozentrismus, Eigennutz und Pragmatismus geschieht. Eine Ausnahme bildet Tochter Angelique, die schließlich wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird. Die Figuren werden messerscharf bis auf den Knochen tranchiert, bis nur noch der nackte Mensch übrig bleibt – in seiner ganzen hässlichen Verkommenheit.
Am Kanal nach links ist eine Parabel über Neid und Misstrauen, über Angst vor dem Fremden und über Hass innerhalb der eigenen Kultur. Die Stärke des Stückes liegt in der Schlichtheit der absurden Situation. Die Sprache ist prägnant, leicht und perfekt dosiert, voller Andeutungen und doppelter Böden, humorvoll, aber konstant bedrohlich. Mit Ernst und Humor skizziert Van Warmerdam ein grimmiges Zukunftsbild der letzten »Weißen«. Er zeigt, wohin das Festhalten an Kleinbürgerlichkeit und Gefühlen westlicher Überlegenheit sowie die Angst vor dem Fremden unwiderruflich führt: ins Verderben.