Genesis (Genesis)

von Sophie Kassies

Zusammenfassung
Brudermord, Inzest, Größenwahn, Rachsucht, Lügen und Betrug. Liebe, Treue, Barmherzigkeit und Gemeinschaftssinn. All dies ist Bestandteil von Genesis, dem ersten alt-testamentarischen Buch der Bibel. Aus Sophie Kassies monumentalem Werk wird der dritte Teil in einer szenischen Lesung präsentiert. Jakob, der Sohn Isaaks und Rebekkas, erhält mit List den Segen seines sterbenden Vaters, der eigentlich Esau, dem Erstgeborenen, zugestanden hätte. Jakob flieht in die Heimat seiner Vorfahren und begegnet Gott und Rahel, der Liebe seines Lebens. Um Rahel heiraten zu können, fordert Laban, ihr Vater, einen siebenjährigen Frondienst von Jakob. In der Hochzeitsnacht führt Laban jedoch nicht Rahel sondern Lea, seine erstgeborene Tochter, zu Jakob. Um Rahel heiraten zu können, muss Jakob weitere sieben Jahre für Laban arbeiten. Aus der Ehe mit den beiden Frauen gehen zahlreiche Kinder hervor. Jakob wird zum Stammhalter eines eigenen Volkes.

Die Redaktion zu ihrer Auswahl
Mit Genesis hat Sophie Kassies der Schöpfungsgeschichte aus dem Alten Testament neues Leben eingehaucht und ihre eigene Geschichte daraus gemacht. Jakob steht im Mittelpunkt. Er tut, was sein Vater Isaak ihm ans Herz legt, was dessen Vater wiederum diesen versprechen ließ: Erzähle die Geschichte deiner Vorfahren. Denn es ist die Geschichte deiner Herkunft, sie erzählt, wer du bist und wer du sein wirst.
So begab es sich, und wir werden zurück zur Schöpfung und zum Fall Adams und Evas transportiert. Vom verlorenen Paradies bis zum ägyptischen Hofe, an dem Josef als Stellvertreter des Pharaos eine glänzende Karriere macht, folgen wir der Geschichte einer Nomadenfamilie. Wir sehen Generation nach Generation auf ihrer Reise auf der Suche nach einem Zuhause. Auf dem Weg ins Gelobte Land. Wir lernen die unterschiedlichen Träume und Wünsche jedes Einzelnen kennen, die kleinen und großen Opfer, die Menschen dafür zu bringen bereit sind.
Alle Seiten der menschlichen Existenz und ihre rohen Triebe ziehen in Genesis an uns vorüber. In überraschenden, authentischen Szenen werden spannende Themen der heutigen Zeit abgesteckt: Macht, Migration, Xenophobie, Rachsucht, Besetzung, Genozid. Liebe, Treue, Mitleid und Verbundenheit. Die Aktualität ist zu keinem Zeitpunkt weit entfernt.
Auffällig sind die Stimmen der Frauen, die hier eigenwilliger sind und deutlich mehr Farbe bekommen haben als im Original. Eine kleine, starke „Korrektur” von Sophie Kassies.

Die Wortwahl, die zwischen einem biblischen und einem zeitgenössischen Idiom balanciert, trägt großen Reichtum und zahlreiche Ebenen in sich. Man bekommt den Eindruck, Kassies habe die Sprache der Bibel neu erfunden. Sprichwörter und Redewendungen werden virtuos eingesetzt. Der Sprachgebrauch regt den Zuschauer fortwährend an, über das Geschehen und seine eigene Position nachzudenken. Mit seinen vier Akten für zehn Schauspieler ist Genesis ein warmes, wirbelndes, spektakuläres Theaterstück.

extra Information über Genesis:
Warum Genesis? – Sophie Kassies über ihren Text und Arbeitsprozes